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Der Aufbruch
Zeitzeugengespräche als audiovisuelle Dokumentation in mehreren Teilen
Mein Name ist Reinhold Tielbörger. Bis zum Jahr 2013 war ich wohnhaft in Niedersachsen und bezeichne mich seither als "Neu-Suhler". In der Dokumentation "Der Aufbruch" lasse ich Zeitzeugen zu Wort kommen, die unmittelbar Beteiligte der friedlichen Revolution 1989/90 waren.
Mit dem Umzug 2013 nach Suhl, unsere Kinder hatten hier Arbeit gefunden und wir waren im Rentenalter, hörte ich von der BstU-Außenstelle Suhl als Veranstaltungsort der Reihe "Geschichte lesen". Archivführung und Lesungen mit Zuhörern zu Themen rund um Suhl zu Zeiten der DDR machten mich zum Teil sprachlos und auch wütend.
Selbst bin ich an der innerdeutschen Grenze groß geworden und hatte zu DDR-Zeiten Kontakte ins Erzgebirge und unmittelbar nach der "Wende" auch zu den Nachbargemeinden meines Wohnortes. Diese lagen nämlich im Sperrbezirk, in den kein Besucher zu DDR-Zeiten einreisen durfte.
Dass die Grenzöffnung 1989 eines der absoluten Höhepunkte in meinem Leben war, muss ich nicht extra erwähnen.
Dass aber Menschen willkürlich überwacht, verhört, eingesperrt und auch getötet wurden, war mir in dem Ausmaß nicht bekannt. Von gescheiterten Fluchtversuchen auch mit Todesfolgen hörte man schon mal. Trotz eines angeblich nicht existierenden Schießbefehls an der Grenze (feste Behauptung des DDR-Regimes) sind bis zum heutigen Tag die genauen Zahlen der Mauertoten nicht bekannt.
Wir feiern nun bereits 25 Jahre "Deutsche Einheit". Eine Nachwendegeneration steht als Erwachsener im Leben. Diese Generation hat somit auch keine Berührungspunkte mit der ehemaligen DDR. Damit wir mit der gewonnenen Freiheit und Demokratie besonnen umgehen, müssen wir aus der Geschichte lernen, denn wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen. Alles hat seine Zeit. So wird es immer weniger Zeitzeugen geben, die zu dem Vergangenen Auskunft geben können. Diese Dokumentation soll Beteiligten Geschehenes ins Gedächtnis zurückrufen und Unbeteiligten einen Einblick in den diktatorischen Machtapparat der DDR geben.
Zur Dokumentation
Einleitend Bilder der Stadt Suhl heute und ihre Geschichte in Zahlen.
Teil 1
Superintendent im Ruhestand Erhard Kretschmann und Pastor im Ruhestand Bernd Winkelmann berichten aus ihrer aktiven Dienstzeit in Magdeburg, Suhl und Bischofrod. Beide vermitteln dem Zuhörer einen Einblick in den frühen Beginn der ansatzweise versuchten Veränderung und Demokratisierung in der DDR. Stichwort: Friedenserziehung, Schwerter zu Pflugscharen, Kirche im Sozialismus.
Der "Herbst 1989" wird von den Interviewpartnern ausgiebiger beschrieben. Stichwort: Gesellschaftliche Erneuerung, Demokratisierung (Neues Forum), Gottesdienst zum 40. Jahrestag der DDR, Großdemonstrationen in Suhl, Gruppengründungen zur Veränderung der DDR, erarbeitete Forderungen an den Staat.
Teil 2
4./5. Dezember "Erstürmung der Burg" Entmachtung der Stasi. Zu diesem Thema äußern sich weitere Zeitzeugen. Oberbegriff: Tiefe Angst
Fragen:
Was erreicht die benannte Abordnung beim Generalmajor Lange im Gebäude? Was ist mit all den Demonstranten vor dem Tor?
Kommt es zu Gewaltexzessen?
Wieweit wird das Katz- und Mausspiel zwischen Mitarbeitern der Stasi und der Abordnung im Gebäude getrieben?
Welche Rolle spielt der Bezirksstaatsanwalt?
Wie geht das Bürgerforum mit der Besetzung des Stasigebäudes um?
Teil 3
Manfred May, Jahrgang 1948, heute wohnhaft in Benshausen. Herr May berichtet über:
Seine Kindheit, Schul- und Studentenzeit.
Die Festnahme 1968 und die darauf folgende ständigen Überwachung durch die Stasi.
Die Probleme, Arbeit im angestrebten Beruf zu bekommen.
Leben als Künstler.
Das Erlebte in Bilder umzusetzen.
Einer seiner wichtigsten Leitsätze, aufgeschrieben am 9. November 1989, ist: Wann werden wir sagen können was uns geschehen ist und wem werden wir es sagen können! Unter diesem Leitsatz hat Herr May nach der Wiedervereinigung traumatisierte Menschen, die als Kinder und Jugendliche in Heimen und Jugendwerkhöfen eingesperrt waren, betreut, hat die Thüringer Anlauf und Beratungsstelle aufgebaut und bis Ende 2013 geleitet. Er betreut diese heute, nach seinem Ausscheiden, ehrenamtlich weiter.
Diesem Thema wird in der Dokumentation viel Platz eingeräumt.
Teil 4
Evangelisches Einkehrhaus Bischofrod
In dieser Dokumentation berichtet das Ehepaar Fahr als Leitung dieses Hauses über Entstehung, Umsetzung und Wirken im Haus. Unter dem Schutz der Kirche konnten sich ihre Gäste freier und unbeschwerter auf dem Areal der Kirche entfalten. Die Stasi beäugte das Treiben der Kirche unter dem Decknamen: Operativer Vorgang Unkraut. Das Ehepaar Fahr zeigt in dieser Dokumentation auch die Probleme ihrer Kinder in der Schule zu DDR-Zeiten auf.
Teil 5
Weiterhin wird ein 5. Teil entstehen, in dem die Zeitzeugen ihren heutigen Standpunkt zu Fragen der Bürgerbewegung, der aktuellen politischen Stimmung und der Chancen für die aktive Nutzung der errungenen Mitbestimmungs- und Bürgerrechte darlegen.
Spenden
Für die Produktion dieser mehrteiligen Zeitzeugendokumentation benötigt die Medienwerkstatt Isenhagener Land e.V. ein Budget von 5.348 Euro.
Spenden für dieses Projekt bitte mit dem Stichwort Dokumentation Aufbruch auf folgendes Konto bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse:
Verein Freie Wähler Suhl e.V.
IBAN DE 19840500001705021839
SWIFT-BIC HELADEF1RRS