Nicht nur uns Freien Wählern blutet das Herz, wenn wir derzeit auf das stadtbildprägende und zum Einzeldenkmal erhobene Kulturhaus blicken. Als unlängst ziemlich große Brocken Putz herabstürzten, stellten wir Mitte März einen Antrag auf "unverzügliche Dachinstandsetzung". Der Stadtentwicklungsausschuss verwies diesen in den zeitweiligen Ausschuss "Haus der Wirtschaft/Haus der Geschichte".
Die Sitzung am 31. März begann mit einer Innenbesichtigung des einst stolzen Gebäudes. Die Feuchtigkeit, die durch das marode Dach eintritt, hat ganze Arbeit geleistet. Im Erdgeschoss steht Wasser, Fußböden haben sich in allen Etagen gehoben, Decken sind herunter gebrochen. Es ist ist Gefahr in Verzug, wenn das Haus nicht enden soll wie Krells Brauerei in Heinrichs!
Und auch die Baufachleute der Verwaltung konstatieren: Das Dach ist nicht zu flicken. Ein neues Dach muss drauf!
Eigentlich wäre das ja kein Problem und das Haus der Geschichte mit Magazin des Waffenmuseums und neuem Stadtarchiv drinnen, könnte schon längst fertig sein - wenn, ja wenn es nicht seit fünf Jahren dieses Riesentheater, in Szene gesetzt von der Suhler CDU, gegeben hätte und weiter geben wird. Die CDU pocht auf die Haushaltslage der Stadt Suhl und auf das Gesetz!
Also lieber 4 Millionen Euro Fördermittel für das Haus verfallen lassen, anstatt die 2 Millionen Euro an städtischen Eigenmitteln aufbringen? Dabei sind die Kulturgüter des Waffenmagazins und des Stadtarchivs nicht minder desaströs untergebracht. Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist. Dabei ist die Bewahrung dieses einmaligen Schatzes eine Pflichtaufgabe der Stadt!
Was brachte nun der Ausschuss am 31. März? Das fragen wir uns auch: Fraktionsübergreifend die Erkenntnis - ein neues Dach muss drauf! Doch da scheiden sich nun wieder die Geister. Stadtverwaltung, Freie Wähler, Die Linke und SPD wollen die Dachsanierung aus dem Projekt "Haus der Geschichte" als 1. Bauabschnitt vorziehen und damit die Umsetzung endlich beginnen. Denn obendrein liegt ein Brief der Fördermittelbehörde vor, die Stadt möge sich in den nächsten Wochen zur Nutzung der Fördermittel artikulieren, sonst werden sie der Stadt entzogen!
Doch das will die CDU-Fraktion nicht. Sie möchten gerne Dachprogramm-Förderung aus einem anderen Topf beim Land beantragen und den Baubeginn für das "Haus der Geschichte" damit verhindern. "Wer kein Geld hat, kann auch nicht bauen!" - so die Begründung. Im Prinzip richtig, aber eben nur im Prinzip. So gesehen hätten wir weder das Waffenmuseum oder das Heinrichser Rathaus sanieren dürfen oder müssten jetzt erst recht vom Umbau bzw. der Sanierung der Sporthalle "Wolfsgrube" Abstand nehmen. Denn auch dafür setzt die Stadt Suhl Eigenmittel ein - immerhin über 300.000 Euro.
Hochrangige Verwaltungsvertreter wollen nun nach Erfurt zum Fördermittelgeber fahren und abklären, ob der Umbau des Denkmals "Kulturhaus" zum "Haus der Geschichte" nun endlich beginnen kann. Zumindest werden jetzt schon mal die Passanten geschützt. Die IHK hat freundlicher Weise ihren Bauzaun an die Stadt Suhl weitergegeben. Ca. 5.000 Euro im Jahr muss dafür an den auswärtigen Zaunverleiher gelöhnt werden.
Ach ja, im Ausschuss zeigten auch zwei Bürger Interesse und mahnten, die Sanierung des Denkmals Kulturhaus voranzubringen. Das waren Frau Graf aus Heinrichs und der bekannte Heimatforscher Gerd Manig, der angekündigte, sein gesamtes Archiv der Stadt Suhl übereignen zu wollen. Das sind nicht nur 30.000 Suhl-Fotos und 10.000 Postkarten, sondern noch vieles, vieles mehr. Aber, so wünscht sich und fordert Gerd Manig - nicht unter archivarischen Verhältnissen wie den derzeitigen im Provisorium draußen vor der Stadt in Goldlauter-Heidersbach.
Zugegen war allerdings nicht einer jener Architekten oder Bauplaner, die sich jüngst auf der "Stasi-Burg" in einer Veranstaltung echauffierten, wie sträflich Suhl mit seiner Bausubstanz der "Sozialistischen Moderne" umgegangen ist und umgeht. Vielleicht melden sich diese Experten dann zu Wort, wenn das Kulturhaus eingefallen ist.
(Fortsetzung folgt demnächst aus diesem Stadt-Theater)
Ingrid Ehrhardt, Fraktionsvorsitzende Freie Wähler Suhl